Einstiges Firmengelände wird zunächst zum Parkplatz

Abbrucharbeiten auf dem Areal der Brettener Unternehmen Josef und Hermann Mellert / Neues Wohngebiet?
„Wir machen keinen Bogen um Industriebrachen“
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Jahrzehntelang waren die Firmen Hermann Mellert und Josef Mellert Aushängeschilder der Brettener Industrie. Ersteres Unternehmen siedelte im Sommer 2003 ins Industriegebiet Gölshausen um, die Firma Josef Mellert schloss dagegen vor sieben Jahren ihre Pforten endgültig.
Seit Mitte November vergangenen Jahres sind nun Mitarbeiter des Abriss-Unternehmens Teufel (Strassberg) dabei, die Gebäude der beiden benachbarten Firmen an der Pforzheimer Straße abzureißen. Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Arbeiten auf dem 12 000 Quadratmeter großen Areal im Brettener Süden Ende April abgeschlossen sein, erklärt Stephan Denzel vom Büro d.plan (Karlsruhe), der die Abbrucharbeiten im Auftrag der Stadt Bretten begleitet.

Rund 22 000 Tonnen umfasst laut Denzel die Abbruchmasse, davon sind 12 000 Tonnen wieder verwertbares Recycling-Material. Wie bereits beim Abbruch der Firma Kühler-Schmidt wird dabei nicht einfach alles plattgemacht, sondern es werden zunächst Türen, Fenster, die Fußböden sowie das beim Bau verwendete Holz, der Asbest und die Glaswolle demontiert, bevor die Abrissbagger zu Werke gehen.

Die Abbruchkosten bezifferte Oberbürgermeister Paul Metzger bei einem Vor-Ort-Termin auf rund eine Million Euro. Insgesamt habe man für den Grunderwerb des Gesamtareals Mellert 3,85 Millionen Euro aufgewendet, wovon drei Millionen auf die Gebäudewerte entfielen. Erfreulich sei, dass das Land Baden-Württemberg die Abbruchkosten sowie die Wertverluste der Gebäude mit 60 Prozent bezuschusse, da die Grundstücke im Sanierungsgebiet „Pforzheimer Straße, Teil 2“ liegen. Metzger: „Ohne diese finanzielle Unterstützung wäre die Umstrukturierung im Brettener Süden nicht realisierbar gewesen.“

Bisher habe die Stadt im Sanierungsgebiet „Pforzheimer Straße, Teil 2“ knapp 19 Millionen Euro für die Reaktivierung von Industrieflächen investiert, erklärte der OB. Mit der laufenden Maßnahme auf dem Mellert-Gelände seien ingesamt 6,5 Hektar Grundstücksflächen neu geordnet und umstrukturiert worden.
Metzger: „Wir machen keinen großen Bogen um Industriebrachen, wie dies manch andere Stadt tut, sondern wir reaktivieren und schonen dafür andere Flächen in der Natur.“ Dass dies nicht selbstverständlich sei, bestätigt denn auch d.plan-Mann Denzel: „Viele Kommunen scheuen das Flächenrecycling.“

Vorausgesetzt, der Schnee schmilzt rasch wieder, könnte im Februar mit dem Abriss des Bürogebäudes an der Pforzheimer Straße begonnen werden. Während dieser Arbeiten wird laut Metzger die Pforzheimer Straße teilweise gesperrt und der Verkehr über die Ruiter Straße umgeleitet.
Apropos Verkehr: Die unweit des Josef-Mellert-Gebäudes verlaufende Bahn-Unterführung zur Carl-Benz-Straße dürfte Ende März/Anfang April befahrbar sein, hofft der OB.

Nach der im Verwaltungsdeutsch als „Rückbau“ bezeichneten Abbruch-Maßnahme sollen zunächst 265 Stellplätze angelegt werden, die an die benachbarte Firma Neff vermietet werden. Das gesamte Areal – gemeinsam mit dem angrenzenden Gelände der nach Kraichtal verlagerten Firma Menzolit-Fibron fast vier Hektar – wird zunächst ebenfalls von der Firma Neff sowie deren Zulieferbetrieben genutzt. Mittelfristig, erklärte der OB weiter, könnten auf dem ehemaligen Industriegelände Flächen für die Bereiche Dienstleistung, Handel und Wohnen entstehen.
Die Mellert-Maßnahme bezeichnete Metzger als einen „Baustein des Gesamtkonzeptes im Brettener Süden.“ Seit nunmehr 15 Jahren reaktiviere die Stadt Industriebrachen, beginnend im Rinklinger Tal. Insgesamt 44 Hektar einstige Industriefläche seien seit diesem Zeitpunkt wieder nutzbar gemacht – und dadurch der Flächenverbrauch eingedämmt – worden.

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2 Antworten zu Einstiges Firmengelände wird zunächst zum Parkplatz

  1. v-ros. sagt:

    Metzger:“Wir machen keinen großen Bogen um Industriebrachen, wie dies manch andere Stadt tut, sondern wir reaktivieren und schonen dafür andere Flächen in der Natur.“
    Meint er mit „andere Flächen in der Natur“ den Rüdtwald? Dann würde er schonen, indem er abholzen läßt.
    Mit seiner Aussage hat er sich beinahe einen der demnächst zu vergebenden Umweltpreise aus der Hand von Frau Gönner verdient.

  2. -rl- sagt:

    Haben die umgesiedelten Firmen in das IG Gölshausen – dort -keine Flächen gebraucht?

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