Angst vor Amoklauf: Polizei bewacht Schulen

Einige besorgte Eltern ließen gestern ihre Sprösslinge zu Hause / Kontrollen und Sicherheits-Übungen
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Polizeibeamte vor den Schultüren, verstärkte Lehrer-Patrouillen und unzählige Anrufe besorgter Eltern: Auch in Bretten und den Nachbargemeinden herrschte gestern höchste Alarmstufe, nachdem das Kultusministerium am Dienstagabend vor einem Amoklauf an einer baden-württembergischen Schule gewarnt hatte. (Siehe auch Seiten 1 und 3).
Noch am gleichen Abend verständigte Brettens Polizeichef Rolf Hilpp die Schulleiter aller Schulen zwischen Sulzfeld und Walzbachtal und riet ihnen zu entsprechenden Zugangskontrollen am Mittwochmorgen. Zur Bewachung der Schulen im Bereich des Polizeireviers setzte Hilpp 22 Beamte ein.
Auch wenn die Reaktionen in den Schulen auf die Warnung des Ministeriums recht unterschiedlich ausfielen – daran, seine Schule geschlossen zu halten, dachte keiner der von den BNN befragten Schulleiter. „Wir haben die Sache zwar ernst genommen“, erklärte etwa Martin Knecht von der Max-Planck-Realschule, „aber wir wollten andererseits den Ball möglichst flach halten und Panik vermeiden.“ Ihn ärgere, dass „jetzt das Geschrei groß ist“. Alles habe ja Ursachen, so Knecht. „Diese Ursachen müsste man im Vorfeld bekämpfen – und dazu bräuchte man Schulsozialarbeiter. Aber dafür wird kein Geld mehr bewilligt.“
Für die knapp 800 Schüler des Edith-Stein-Gymnasiums verlief der Unterricht gestern weitgehend wie geplant. Schulleiterin Maria Halbritter hatte angeordnet, nur einen Eingang zu öffnen und diesen entsprechend zu kontrollieren. In einer kleinen Ansprache rief sie die Gymnasiasten zur Besonnenheit auf – und bat Eltern, die sich telefonisch nach den Sicherheitsvorkehrungen erkundigten, „nicht die Panik ihrer Kinder noch zu verstärken.“
Rüdiger Herrscher, Chef des Melanchthon-Gymnasiums (MGB), berichtete von zahlreichen Anrufen besorgter Eltern. „Als die aber gehört haben, was wir alles gemacht haben, waren sie sehr zufrieden.“ So ordnete Herrscher nach den Eingangskontrollen an, dass alle Türen des Gebäudes verschlossen werden sollten, damit niemand von außen herein könne. Und in der ersten Schulstunde mussten alle der fast 1 500 Schüler an einer Sicherheits-Übung in ihren Klassen teilnehmen. Um sich zu schützen, sollten die Schüler dabei „die toten Winkel in den Räumen aufsuchen.“ Ob sich die Schüler dabei richtig verhielten, wurde stichprobenartig überprüft.
Über die Pausen mussten alle Schüler im Gebäude bleiben. Wer zum Sportunterricht wollte, wurde erst kurz vor Stundenbeginn aus dem Gymnasium gelassen. „Mehr kann eine Schule in so einer Situation nicht tun“, zeigte sich Herrscher gegenüber den BNN sicher.
Auch in der Hebelschule (520 Schüler) waren die Türen nach Unterrichtsbeginn verschlossen und die Schüler durften ihre Pausen nur im Innern des Gebäudes verbringen. Schulsekretärin Beate Leonhardt („Das Telefon stand kaum still, weil viele besorgte Eltern angerufen haben“) berichtete darüber hinaus von einer „auffällig hohen Zahl kranker Kinder“.
Lob für die Präsenz der Polizei äußerte Barbara Sellin. Wie alle Schulleiter hatte auch die Chefin der Beruflichen Schulen Bretten, in denen knapp 1 800 Schüler unterrichtet werden, ihr Kollegium früh informiert und am Eingang Kontrollen organisiert. Viele Schüler seien verunsichert gewesen, berichtete Sellin, doch durch die permanente Anwesenheit der Polizei „wieder ein Stück weit beruhigt worden“.
Von einem „sehr besonnenen Verhalten“ der Eltern sprach Dieter Schroff, Leiter der Oberderdinger Leopold-Feigenbutz-Realschule. Er habe auf umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen verzichtet und auf die Polizeipräsenz gesetzt – ein Konzept, das sich bewährt habe. Ähnliche Erfahrungen machte Werner Litschauer, Leiter der Hohbergschule Bretten. In den einzelnen Klassen sei das Thema ausführlich diskutiert und Ängste abgebaut worden.
Die Schulleitung der Schillerschule Bretten wollte sich gegenüber den BNN nicht äußern.

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