Kameraden (Feuerwehr)

Von hinten durch die Brust ins Auge – mit dem Stimmzettel anonym Rechnungen zu begleichen, ohne sich öffentlich zu bekennen, das ist nichts Ungewöhnliches. Aus Parteien kennt man solche Intrigen, ebenso aus Vereinen. Aber die Feuerwehr? Jene mutigen, hilfsbereiten Männer und Frauen, die stets bereit sind, unter Einsatz ihrer Gesundheit anderen aus der Not zu helfen, von denen darf man doch wohl annehmen, dass sie Konflikte offen austragen, Probleme ansprechen, um sie zu lösen.
Von wegen! Günther Till, einer aus den eigenen Reihen, hatte sich nach einigem Zögern bereit erklärt, die Nachfolge des scheidenden Stadtbrandmeisters Werner Baumann zu übernehmen, der nach fünf Jahren nicht mehr zu Verfügung stand. Im Feuerwehrausschuss war man froh, jemanden gefunden zu haben. Es habe keine wesentliche Kritik an Till gegeben, heißt es. Und ein Gegenkandidat wurde am Freitag auch nicht präsentiert.
Till durfte also von seiner sicheren Wahl ausgehen. Als im ersten Wahlgang vier Stimmen zur Mehrheit fehlten, konnte man noch an einen Warnschuss glauben, an ein Indiz auf einen schwelenden Konflikt. So etwas kommt vor bei Wahlen, wird dann aber beim nächsten Durchgang flugs repariert. Doch dann der Paukenschlag: Die Front der Ablehner war um weitere 15 Mann gewachsen. Till nahm das Ergebnis mit versteinerter Miene zur Kenntnis.

Was steckt hinter dieser Abrechnung? Und mit wem überhaupt hat die Mehrheit der Feuerwehrleute abgerechnet? Mit Günter Till etwa? Schwer vorstellbar, dass er sich so viele Feinde gemacht hätte, ohne dass dies vorher öffentlich geworden wäre. Also vielleicht nicht eine Abrechnung mit Till persönlich, sondern mit ihm als Abteilungskommandant der Kernstadt. Konflikt zwischen Stadtteilwehren? Die Berichte aus den Abteilungen ließen eher auf ein Zusammenwachsen schließen.
Oder wollte womöglich eine Mehrheit der Brettener Feuerwehrleute am Freitag überhaupt keinen neuen Kommandanten wählen? Etwa deshalb, weil sie sich einen hauptamtlichen Chef der Feuerwehr wünschen?
Wie auch immer. Keines dieser Motive rechtfertigt, was in Bauerbach geschehen ist. Hier wurde Vertrauen zerstört, und das ist unersetzlich, gerade zwischen den Kameraden der freiwilligen Feuerwehr. Rudolf Baier

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