Gemeinsamer Weg zur Lösung der Verkehrsprobleme?

In der überfüllten Stadtparkhalle prallten Information und Vorbehalte zum Thema Entlastungsstraße aufeinander

Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Der Plan der Stadt, im Westen Brettens eine Entlastungsstraße vom Alexanderplatz übers Rinklinger Tal und den Rechberg zur B 294 zu bauen, stößt auf großes Interesse bei den Bürgern. Das belegte die enorme Zahl von weit mehr als 500 Besuchern der Informationsveranstaltung zu diesem Thema am Mittwoch Abend in der Stadtparkhalle. Die große Mehrheit dieser Bürger steht dem Straßenprojekt kritisch oder ablehnend gegenüber, was aus etlichen Wortbeiträgen hervorging.
Gleich zu Beginn erklärte Oberbürgermeister Paul Metzger, „wenn die Bürgerschaft die Entlastungsstraße nicht wünscht, dann wird sie nicht gebaut. Dann lasse ich aber auch kein Gemeckere über die Verkehrsverhältnisse zu. Dann muss sich jeder mit dem Stau arrangieren.“ Wiederholt appellierte der Oberbürgermeister an die Gegner des Vorhabens, sich mit Stadt und Planern zusammen zu setzen, sich auszutauschen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Ein Sprecher der neu gegründeten Bürgerinitiative griff zum Schluss der Veranstaltung dieses Angebot auf. „Wir wollen aufzeigen, dass diese Straße ihre großen Mängel hat. Aber wenn die Bürgerinitiative sich einbringen soll, kann nur auf einer Ebene diskutiert werden. Es darf nicht von vorn herein eingegrenzt werden, worüber man reden kann und worüber nicht.“

Die gut dreistündige Veranstaltung begann mit einer ausführlichen Darstellung der Verkehrsverhältnisse in Bretten und einem Überblick auf frühere Überlegungen, die Fahrzeugflut in den Griff zu bekommen. Ein Mitarbeiter des Ingenieurbüros, das den Brettener Generalverkehrsplan erstellt hat, verglich die Entlastungswirkung verschiedener Neubautrassen im Westen und auch im Osten von Bretten. Die jetzt zur Diskussion stehende stadtnahe Trasse schnitt dabei am besten ab.

Von diesem Faktum ausgehend habe das Planungsbüro Voigt eine „rein technische Studie mit dem Ziel der Entlastung der Innenstadt von regionalem und lokalem Verkehr“ erarbeitet, erklärte dessen Mitarbeiter Ferrero. „Diese Trasse ist mit Sicherheit nicht der Weisheit letzter Schluss“, fügte er hinzu. Ausführlich ging er auf verschiedene Probleme ein, die entlang der gut zwei Kilometer langen Straße auftreten können, vom Lärmschutz über den Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet bis zum Verkehr auf dem Alexanderplatz. „Eine solche Maßnahme kann man nur gemeinsam machen. Hier gibt es sehr unterschiedliche Interessen. Gesucht ist eine Kompromisslösung, die allen Beteiligten weitestgehend gerecht wird.“

Eine Fülle von Einwänden, Befürchtungen und Sorgen äußerten fast alle der rund 20 Bürger, die sich im zweiten Teil der Veranstaltung zu Wort meldeten. „Was wird uns Rinklingern noch alles zugemutet?“ hieß es da mit Hinweis auf das Brückenprojekt, auf Verkehrslärm, Abgase und Feinstaub. Nicht akzeptabel sei die Zerstörung des Naherholungsgebiets auf dem Rechberg, das für viele Kernstadtbewohner wichtig sei. Ein wiederholt vorgetragenes Argument gegen den Neubau waren die Kosten für den Bau und den Unterhalt der neuen Straße. Die Stadt Bretten könne sich angesichts ihrer Schulden diese Ausgaben gar nicht leisten, auch wenn ein großer Teil durch Zuschüsse des Landes und des Bundes aufgebracht wird.

Die erhoffte Entlastung von Innenstadtstraßen durch den Bau der neuen Straße sei kaum merklich und daher verzichtbar, trug eine Bürgerin vor. Der ehemalige Stadtrat Herbert Vogler hielt den Planern vor, das Hauptproblem ihres Projekts, die Verkehrssituation am Alexanderplatz, nicht gelöst zu haben. Auch sei in der Kalkulation kein Lärmschutz für die Brücke übers Rinklinger Tal enthalten. Vogler schlug vor, man solle erst einmal den Abschluss der aktuellen Straßenbaumaßnahmen in Bretten abwarten und dann beurteilen, ob eine neue Straße wirklich nötig ist. Mehrfach angesprochen wurde die Belastung durch Lastwagen, deren Fahrer sich die Autobahnmaut ersparen wollen. Dass die neue Straße im Brettener Westen für sie attraktiv sein könnte, erfüllt so manchen Bürger mit Sorge.

Eine Umgehungsstraße Brettens sei sinnvoll, nicht aber auf dieser Trasse, wurde von einer Reihe von Rednern vorgetragen. Insbesondere eine stadtferne Südwesttrasse, wie sie seit vielen Jahren im Gespräch ist, hat offenbar weiterhin viele Anhänger, auch wenn ihre Entlastungswirkung und ihre Machbarkeit von den Experten bestritten wird. Herbert Vogler kündigte an, dass die Freien Wähler eine bereits vor Jahren vorgeschlagene Ostumgehung mit einem Tunnel vom Ruiter Tal zur B 35 präsentieren wollen.

Südwest-Tangente im Plan
WENIGER AUTOS im bestehenden Straßennetz, das signalisiert die grüne Markierung für den Fall, dass die neue Entlastungsstraße gebaut wird. Deren Rotfärbung entspricht der Verkehrszunahme im bisher weitgehend unbelasteten Bereichen. Die Grafik stammt aus dem Brettener Generalverkehrsplan

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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2 Antworten zu Gemeinsamer Weg zur Lösung der Verkehrsprobleme?

  1. Susana Diaz Martin sagt:

    Ein gemeinsamer Weg, scheint mir das nicht zu sein!!!
    Was sind das für Argumente „dann lasse ich kein Gemeckere über die Verkehrsverhältnisse zu und jeder muss sich dann mit dem Stau arrangieren“ Herr Oberbürgermeister Metzger.
    Sie sollten die Ängste und Befürchtungen der Brettener Bürger ernst nehmen und nicht so unqualifizierte Aussagen treffen.
    Bevor man den Bau einer Entlastungsstraße im Westen mit Trassenbau über das Rinklinger Tal in Erwägung zieht, sollte man alle Anderen vertretbaren Möglichkeiten prüfen. Dieser Straßenbau ist eine große Umweltbelastung mit Zerstörung eines kostbaren Natur und Naherholungsgebietes auf Kosten von einer super ausgebauten Straße die noch mehr und mehr Verkehr mit sich zieht.
    Ganz zu schweigen von den enormen Kosten, die man sinnvoller einsetzen kann!
    Ich bin gegen den Bau, für uns und für unsere Kinder, die ein Recht haben, daß nicht noch mehr Natur zerstört wird.
    Susana Diaz Martin Neulingen, demnächst Bürger von Bretten

  2. mm sagt:

    Betrachten Sie doch einmal aufmerksam diese Karte, Rotfärbung bedeutet Zunahme des Verkehrs, also in der Kernstadt, in der Weststadt, in der Oststadt….Und das sind die Auswirkungen einer „Ortsentlastungs-Straße“? Da haben doch mal wieder ein Paar hochbezahlte „Visionäre“ den Kontakt zur Realität verloren.

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