Wir brauchen auch in der Kernstadt neue Bauplätze

Das derzeit von Äckern dominierte Gebiet „Im Steiner Pfad“ soll Baugebiet werden. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss fasste der Brettener Gemeinderat am Dienstagabend nach teils heftigen Diskussionen mehrheitlich. 13 der 21 anwesenden Stadträte sprachen sich für die Einleitung des Verfahrens aus, vier votierten dagegen und vier enthielten sich der Stimme.

Mit dem Beschluss hat nun Stadtplaner Ulrich Braun freie Hand für eine Überplanung des insgesamt 16 Hektar umfassenden Gebietes, das im Südosten vom Gebiet „Todenbaum“ und im Nordwesten von der Verlängerung der Straße Im Brückle begrenzt wird. Auf etwa 11,5 Hektar Nettofläche biete das Gebiet Raum für insgesamt 900 bis l 000 Einwohner, so Oberbürgermeister Paul Metzger (CDU). Die Bauplätze, die dort entstehen könnten, seien seiner Meinung nach dringend nötig: „Wir brauchen auch in der Kernstadt neue Bauplätze, denn wir haben hier eine Abwanderungsproblematik von jungen Leuten.“

Massive Unterstützung erhielt Metzger aus den Reihen der CDU-Fraktion: „Wir haben eine Verantwortung für die Zukunft und für die Entwicklung unserer Stadt“, sagte Fraktionssprecher Erich Hochberger. Wenn man
nicht auch in der Kernstadt „die Möglichkeit schafft, dass junge Familien zu Wohneigentum kommen, dann wandern die ab.“ Zudem wollten „viele junge Familien halt nicht in die Stadtteile ziehen. Das haben wir zu respektieren.“ Es könne zudem „nicht sein, dass wir als Mittelzentrum für umliegende Gemeinden Leistungen erbringen und die Leute dann nicht hier wohnen.“ Und Martin Judt (CDU) verwies auf die bei einer höheren Einwohnerzahl auch höheren Einnahmen aus dem Einkommensteueranteil. „Wenn wir hören“, so Judts Credo,
„dass die Gewerbesteuereinnahmen zurückgehen, müssen wir uns eben andere Einnahmequellen erschließen.“

Dass diese Einnahmen möglicherweise teuer erkauft würden, warfen Vertreter der Grünen, der SPD- und der FWV/LUB-Fraktion den „nur auf pures Wachstum setzenden“ (GrünenStadtrat Klaus Fanz) Ratsmitgliedern vor. Die „klimazerstörenden Auswirkungen des Wachstums“ spielten bei vielen offenbar keine Rolle.
Nach Meinung der Grünen sei „der Siedlungsdruck bei Weitem nicht so groß“, wie er dargestellt werde. Als Kompromiss schlug Harald Müller (Grüne) vor, dass nur die Hälfte des Gebietes überplant werde – ein entsprechender Antrag fand jedoch keine Mehrheit.

„Überhaupt keinen Bedarf für ein solches Wohngebiet“ sah die Mehrheit der SPD-Fraktion. SPD-Chefin Renate Knauss: „Der Bedarf kann in Bretten auch anderswo gedeckt werden.“ Zudem: „Ich möchte mal wissen, wie vie-
le in der Kupferhälde wohnen, die woanders arbeiten.“ Man dürfe, appellierte Knauss, „nicht alles in Konkurrenz zu anderen sehen.“

Dieser Meinung war auch Bernd Diernberger (FWV), der zwar „nicht grundsätzlich gegen den Bebauungsplan“ sei, ihn aber „auf Grund unserer finanziellen Situation jetzt rausschieben möchte“. Lieber solle man zunächst die
Bauplätze in den Stadtteilen füllen.
Vor der Abstimmung hatte der OB nochmals mit der angespannten finanziellen Lage als Argument für seine Beschlussvorlage geworben: „Wenn wir nicht auf 30 000 Einwohner – und damit auf höhere Zuweisungen – setzen, können wir bald nur noch von der Hand in den Mund leben.“

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