Vom Auto erdrückt

Es ist wie in der Geschichte vom Hasen und dem Igel: Kaum hat die Stadt irgendwo einen Umgehungsplan, da hat sich schon eine Bürgerinitiative formiert, die dagegen ist. Und die versalzt den Geschmack am Straßenbau durch Hunderte von Unterschriften. Jetzt zeichnen sich auch schon Allianzen zwischen einzelnen Bürgerinitiativen ab. Ihr Ziel ist klar: Aus Hunderten von Unterschriften sollen Tausende werden. Die Trauben werden so hoch gehängt, daß die Lust am Straßenbau vergeht.
Was aber soll aus Bretten werden, wenn wirklich nichts mehr geht? Wenn die einen Straßenpläne politisch nicht durchsetzbar, die anderen zu teuer sind?

Mit einer weitschauenden, vernünftigen Stadtplanung hätte man Brettens Hauptsorgenkind, den Ziel- und Quellverkehr, aber längst besser in den Griff bekommen können. Wer in Neubauvierteln nur Wohnhaus an Wohnhaus reiht, und die Infrastruktur vergißt, der zwingt eben die Hausfrau aus der Wanne dazu, mit dem Wagen in die Innenstadt zum Einkaufen zu fahren. Wer die Busverbindungen so herstellt, daß die Frau mit ihren Einkaufskorb zwar um 8 Uhr in die Innenstadt kommt, nach Hause aber erst wieder nach vier Stunden, der zwingt sie dazu, mit dem Zweitwagen durch verstopfte Straßen zu kurven und im Zentrum zu parken.

Welche Umgehung auch immer gebaut wird (und ob es überhaupt eine gibt), Bretten muß seine Strukturpolitik unter die Lupe nehmen. Zur Stadtbahn, die im Stundentakt nach Karlsruhe fahren wird, gehört ein örtliches Busnetz im Halbstundentakt, das die Brettener zwischen Ruit und Neibsheim auch ohne Auto mobil macht
Das ist nicht zu bezahlen, sagen Kommunalpolitiker. Gleichzeitig wollen sie aber 50 Millionen Mark und mehr für Straßenstücke ausgeben, die der eigenen Blechlawine kaum den Schrecken nehmen.

Man müßte einmal rechnen: Wieviele Jahre, Jahrzehnte, könnte ein wirklich gutes Busnetz in Bretten mit diesem Betrag samt Zinseszins subventioniert werden? Und in wieviel Jahren könnte sich ein wirklich gutes Busnetz schon selber tragen?“
Die Stadtplaner müßten dazu für anderes sorgen: Die Fußgängerzone müßte groß genug sein, die Pendlerströme müßten schnell ins Umland kommen, die Industrie und die Betriebe dürften nicht rundum in der Stadt verstreut herumstehen, und in den Neubaugebieten müßte endlich auf Infrastruktur geachtet werden. Also nicht Kindergärten, Kinderspielplätze, Lebensmittelgeschäfte endlosen Reihenhauszeilen opfern.
Nicht stopfen, planen hätte man in Bretten müssen.
ws

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