Ein neuer Anfang

Da komme noch einer und behaupte, die Brettener seien nicht daran interessiert, was in ihrem Rathaus passiert! Am Sonntagabend, als sich die Bürger im Ratssaal und auf den Gängen und Treppen jenes Hauses drängten, in dem die Geschicke ihrer Stadt entschieden werden, zeigte sich überdeutlich, wie lebhaft sie an dem teilhaben, was die Kommunalpolitiker in ihrem Namen entscheiden. Und auch die weit über tausend Anrufer, die den Telefondienst ,der Brettener Nachrichten beanspruchten, um das Wahlergebnis zu erfahren, belegen, daß die OB-Wahl niemanden kaltgelassen hat – da täuscht auch eine noch immer relativ geringe Wahlbeteiligung von rund 72 Prozent nicht darüber hinweg.
Es wehe ein „historischer Wind“ durch die Stadt, stellte jemand am Sonntagabend fest, als die Anhänger Metzgers den Wahlausgang feierten. In der Tat: Mit einem Ergebnis, wie Paul Metzger es erreicht hat, wird die künftige Brettener Kommunalpolitik auf eine neue, breite Basis gestellt,“ getragen vom gemeinsamen Willen der Bürger, ihr Gemeinwesen selbst zu gestalten.“

Die Rathausparteien müssen einsehen, daß sie selbstherrlich am Bürger vorbeiregiert haben. Von der „Arroganz der Macht“ war am Sonntagabend die Rede. Und damit war keineswegs nur die CDU gemeint, die ja ohnehin nicht mehr alleine entscheiden kann, was in Bretten geschieht. Damit war eine Kommunalpolitik gemeint, die sich in Bretten vornehmlich des Instruments des Ältestenrates bedient, die im kleinsten Kreis hinter verschlossenen Türen aushandelt was nachher öffentlich geschlossen werden soll.
Nein, nicht nur die Brettener CDU hat mit der Wahl am Sonntag die Quittung für bürgerfernes Agieren im Rathaus erhalten. Auch die SPD, von“ deren Fraktionsspitze Eberhard Niethammer ebenfalls Schützenhilfe erhalten hatte, ist von dem Metzger-Sieg betroffen. (Nicht wenige in Bretten mutmaßten ohnehin, daß die Ernennung des eher schwachen SPD-Kandidaten Lothar Gall als indirekte Unterstützung des CDU-Kandidaten beabsichtigt war).
Viele Unzufriedene waren es, die am Sonntag erneut ihre Stimme Paul Metzger gegeben haben. Ostring und Nordumgehung, Ortschaftsverfassung und Jugendhaus sind Beispiele für kommunalpolitische Entscheidungen, die die Bürger zur Abkehr von den Rathausparteien bewogen. Der künftige Oberbürgermeister wird diesen Protest-Wählern ganz gewiß nicht alles recht machen können – zu unterschiedlich sind ihre Wünsche und Forderungen. Aber er hat eine Chance: Er kann eine Kommunalpolitik mit dem Ohr am Mund der Bürger machen, er kann künftig das verwirklichen, was er als „Bürgerpartei“ propagiert „hat, er„kann im stetigen Kontakt mit den Brettenern zur Integrationsfigur des Bürgerwillens werden.
ba

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2 Antworten zu Ein neuer Anfang

  1. Theob. Sch. sagt:

    Daß man immer wieder die alte(n) Wahrheit(en) findet, wenn man dafür sogar noch 22 Jahre zurückblicken kann, ist einfach klasse!

  2. -rl- sagt:

    „…relativ geringe Wahlbeteiligung von rund 72 Prozent…“
    Bei der letzten Wahl waren nur noch wenig über 30%.
    Die Hoffnungen spiegeln sich in der Wahlbeteiligung wider.
    Man könnte das auch mit dem sinkenden Stern vergleichen, oder nicht?

    Damals war
    „Von der „Arroganz der Macht” war am Sonntagabend die Rede.“
    Und heute?

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